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“Wo fass ich dich, göttliche Natur?!”


Goethes Faust 1&2 in neun Stunden

2. FAUST-Wochenende

Aufführung mit Rahmenprogramm der Mathematisch-Astronomischen und Naturwissenschaftlichen Sektion

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„Wo fass ich Dich, göttliche Natur?!“

 Wenn Faust am Anfang des Dramas ausruft „Steck ich in dem Kerker noch? verruchtes dumpfes Mauerloch!“, dann ist damit nicht nur die Situation des Wissenschaftlers in seinem Laboratorium gekennzeichnet, sondern auch die Situation des heutigen Menschen: Sind wir nicht alle von der Natur so weit entfremdet wie Faust, der sich nach der Nähe zu ihr sehnt, nach einer tiefen und gefühlten Beziehung. Gerade in unserer Zeit mag einem selbst der eigene Körper, das Leben und die Denkgewohnheiten vorkommen, wie ein finsteres Mauerloch, in dem man vereinsamt steckt.

Faust sehnt sich aber nicht nur nach dem Wandeln in der Natur. Wenn er fragt, „wo fass ich Dich, unendliche Natur?“, dann ist dies nicht nur die Erkenntnisfrage des Wissenschaftlers, sondern der Versuch sich aus dem Kerker der eigenen Biografie zu befreien und von einem betrachtenden zu einem tätigen Menschen weiterzuentwickeln. Je mehr sich Faust im Strudel seines neuen Lebensweges mit der Welt amalgamiert, den ganzen Kosmos mit Hilfe des Teufels durchstreift, desto mehr findet er auch zu sich selbst.

Statt, wie Goethe es im Vorspiel auf dem Theater den Direktor sagen lässt, wandelt Faust nicht vom Himmel durch die Welt zur Hölle, sondern den umgekehrten Weg: Fausts Weg beginnt nicht als Kind, sondern als alter, gewordener Mann, der es wagt den Kerker seines Lebens, die eigene Hölle zu überwinden, sich zu verjüngen, zu irren und dessen Weg trotz seiner Schuld in die Verbindung mit dem Kosmos führt.

 


Freitags
15.30 Uhr Vortrag
17.00 Uhr Faust 1
19.10 Uhr Pause (Abendessen)
20.45 Uhr Faust 1 (Fortsetzung)
Ca. 22.30 Uhr Ende

Samstags
9.00 Uhr Vortrag
11.00 Uhr Gesprächsgruppen
15.00 Uhr Faust 2 / Akt I
17.00 Uhr Faust 2 / Akt II
18.20 Uhr Pause (Abendessen)
20.00 Uhr Faust 2 / Akt III
21.15 Uhr Ende

Sonntags
9.oo Uhr Vortrag
11.00 Uhr Faust 2 / Akt IV
12.15 Uhr Faust 2 / Akt V
Ca. 13.30 Uhr Ende

Vorträge 

Matthias Rang: Das Drama des Naturwissenschaftlers (15.30 Uhr am Freitag 16. Juli 2021)

Matthias Rang ist Physiker und hat besonders auf dem Gebiet der Optik und Goetheschen Farbenlehre gearbeitet. Er ist seit 2007 in der Naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum tätig und seit 2020 zusammen mit Johannes Wirz auch in deren Leitung.

Johannes Wirz: Die Suche nach dem Menschen (9.00 Uhr am Samstag 17. Juli 2021)

Johannes Wirz ist Molekularbiologe und hat insbesondere zu Themen der Entwicklungsgenetik, der Morphologie bei Pflanzen und der wesensgemäßen Bienenhaltung gearbeitet. Seit vielen Jahren in der Naturwissenschaftlichen Sektion tätig hat er dessen Leitung zusammen mit Matthias Rang 2020 übernommen.

Oliver Conradt: In Verbindung mit dem Kosmos (9.00 Uhr am Sonntag 18. Juli 2021)

Oliver Conradt ist Physiker und arbeitet zu Raum und Gegenraum und Themen der projektiven Geometrie und Inversionstechnik. Er war für viele Jahre Oberstufenlehrer an der Waldorfschule in Hamburg und leitet seit 2005 die Mathematisch-Astronomische Sektion am Goetheanum.